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Ich habe bisher beschrieben, wie flexibel Enzyme
um das aktive Zentrum herum sind
und wie diese Flexibilität am aktiven Zentrum
den katalytischen Prozess erleichtert.
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Aber Enzyme sind überall flexibel.
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Und diese Rund-Um-Flexibilität verleiht dem Enzym
einige interessante Eigenschaften in Bezug auf seine Aktivität.
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Jetzt sehen wir hier links ein Enzym, das sich
bereit macht, ein Substrat zu binden, wie wir bereits gesehen haben.
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Und auf der rechten Seite sehen wir das Enzym,
wie es sich nach der Bindung des Substrats
an dessen Form angepasst hat. Das ist der
"Induced Fit", den ich schon einmal angesprochen hatte.
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Diese induzierte Anpassung ist sehr sinnvoll
für das aktive Zentrum, wie ich schon sagte.
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Aber auch der Rest des Enzyms ist
von diesen Wechselwirkungen betroffen.
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Tatsächlich manifestiert sich dies im Diagramm,
das in dieser Abbildung hier gezeigt wird.
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In diesem Diagramm sehen wir die V/[S]-Kurve
für ein Enzym, das allosterisch ist.
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Ich erinnere Sie daran, dass allosterisch
bedeutet, dass das Enzym mit einem kleinen Molekül
interagiert und seine Aktivität beeinträchtigt wird.
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In diesem Fall ist das kleine Molekül, das mit ihm interagiert
sogar gleichzeitig sein Substrat.
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Dies geschieht bei Enzymen mit mehreren Untereinheiten.
Was ich jetzt beschreiben werde,
ähnelt dem, worüber ich bereits gesprochen habe:
der Bindung von Sauerstoff durch Hämoglobin,
in einer anderen Präsentation.
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Wenn Hämoglobin an Sauerstoff bindet, können Sie sich vielleicht erinnern,
dass sich die Bindung änderte, wenn
die Sauerstoffkonzentration zunahm.
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Mit steigender Sauerstoffkonzentration stieg die
Affinität des Hämoglobins für Sauerstoff von niedrig auf
hoch und das war wichtig
für die Wirkung von Hämoglobin.
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Das Gleiche kann mit einem Enzym passieren:
Seine Affinität kann sich
in Bezug auf die Bindung des Substrats,
das es allosterisch beeinflusst, ändern.
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Bei Enzymen mit mehreren Untereinheiten geschieht dies, weil
ein Teil des Enzyms sein Substrat bindet
und so die Bindung des Substrats
an andere Teile des Enzyms beeinflusst.
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Diese Veränderung, die ich Ihnen beschrieben habe,
führt zu einer Änderung der
gesamten physischen Form des
Enzyms, nicht nur des katalytischen Zentrums.
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Diese allgemeine Veränderung des Enzyms
wird unterschiedlich bezeichnet. Zunächst einmal
sprechen wir von einem Zustand, der entspannt ist.
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Das nennt man den R-("relaxed")-Zustand. Der
entspannte Zustand eines Enzyms ist der Zustand,
in dem das Enzym wirklich offen für die Bindung von Substrat ist,
und es das Substrat auch sehr gut binden kann.
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Der entspannte Zustand eines Enzyms entspricht
einem aktiveren Zustand des Enzyms.
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Im Gegensatz dazu ist beim T-Zustand eines
Enzyms, wobei T für tense ("gespannt") steht,
das Enzym angespannt. Es
ist fest. Es ist nicht flexibel,
und es kann nicht so gut
Substrat binden.
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In diesem Diagramm beispielsweise können wir sehen, dass sich das
Enzym bei niedrigen Substratkonzentrationen im T-Zustand befindet.
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Es bindet das Substrat nicht sehr gut. Aber sobald die
Substratkonzentration hoch genug ist,
dreht sich das Ganze um.
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Das Enzym kann dann das Substrat besser binden.
Die Geschwindigkeitsänderung kehrt sich also um. Wir sehen nicht mehr
die Hyperbel, die wir vorher gesehen haben.
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Es gibt mehrere Erklärungsansätze
für dieses Phänomen.
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Ich möchte also ein wenig Zeit damit verbringen,
das durchzugehen und zu erklären
wie wir diese Veränderung interpretieren.
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Man nennt sie das konzertierte Modell
und das sequentielle Modell.
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Über das erste dieser Modelle,
das konzertierte Modell, werde ich zuerst sprechen.
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Das konzertierte Modell ist
etwas schwer zu verstehen.
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In diesem Modell sehen wir das Enzym in
zwei Zuständen, und zur
Veranschaulichung nehmen wir an, dass
dieses Enzym vier Untereinheiten hat.
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Enzyme können sehr sehr viele Untereinheiten haben,
manchmal bis zu mindestens einem Dutzend Untereinheiten.
In dieser Abbildung sind es jedoch vier.
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Im T-Zustand haben wir das Enzym in den
Quadraten oben. Der T-Zustand ist
der ungünstigste Zustand.
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Die Kreise unten beziehen sich auf das Enzym im
R-Zustand, also wo das Enzym entspannt ist
und wahrscheinlicher Substrat binden kann.
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Das konzertierte Modell besagt, dass das Umschalten
zwischen dem T-Zustand und dem R-Zustand
genau so geschieht wie hier gezeigt:
Wir gehen von oben nach unten,
und es gibt keine Zwischenschritte.
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Dieses Modell erscheint
etwas kontra-intuitiv;
denn es besagt, dass
das Umschalten von T auf R
nicht durch die Bindung des Substrats verursacht wird;
Sondern der R-Zustand bzw. T-Zustand wird
jeweils vom Substrat bevorzugt.
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Wenn ich also ein Enzym habe, das in den R-Zustand übergeht
und Substrat bindet,
wird das Substrat es im R-Zustand fixieren.
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Es wird also eher im R-Zustand bleiben
und folglich reaktiver sein.
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Wenn das Enzym im T-Zustand sein Substrat bindet,
wird es im T-Zustand bleiben.
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Sobald das Enzym im R-Zustand ist, bleibt es dort
und produziert immer weiter, und da der R-Zustand mehr
und mehr von dem Produkt herstellt, wird
alles, was den R-Zustand begünstigt oder fixiert,
die Reaktion stärker begünstigen.
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Das konzertierte Modell funkioniert also nach dem Prinzip
"Alles oder Nichts". Aber die Fixierung des einen
Zustands ist zentral für dieses Modell.
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Sie können hier sehen, dass es ein Gleichgewicht zwischen den
beiden gibt, und das Gleichgewicht verschiebt sich, wenn mehr
Substrat bindet oder
die Enzyme in einem bestimmten Zustand fixiert werden.
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Wenn wir weiter nach rechts gehen,
wird der R-Zustand bevorzugt; denn,
es gibt jetzt mehr Enzyme in diesem R-Zustand,
und mehr Enzym bedeutet mehr Produkt.
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Der R-Zustände können, wie gesagt, umschlagen,
unabhängig voneinander,
aber der gebundene Zustand begünstigt
in diesem Fall den R-Zustand.
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Das andere Modell, also das sequenzielle Modell,
ist dem Umklappen oder der Veränderung
des Hämoglobins sehr ähnlich.
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Wir beziehen uns auch auf die Zustände, R-Zustand
und T-Zustand, bei Hämoglobin
aber wir verwenden dies häufiger
in Bezug auf Enzyme.
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In diesem Modell haben wir nun ein Enzym,
das im T-Zustand anfängt.
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Das sind die vier Quadrate auf der linken Seite.
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Die Bindung des ersten Substrats bewirkt, dass eine
der Untereinheiten des Enzyms umklappt.
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Und das ist in blau dargestellt in
der zweiten Figur von links.
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Wenn dieses Umklappen stattfindet, interagiert das Blau
mit den beiden anderen Untereinheiten des Enzyms
und wir können sehen, dass die beiden lila werden
und sich abrunden.
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Das bedeutet, dass sich der blaue
Kreis, der sich im R-Zustand befindet,
auf die beiden Untereinheiten drumherum auswirkt
und sie ebenfalls
in den R-Zustand versetzt.
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Nun, dieses Umklappen begünstigt die Bindung von mehr
Substrat und so können wir dann nacheinander sehen,
dass das Blau immer dominanter wird,
je weiter wir nach rechts kommen.
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Die Bindung von Substrat
ist entscheidend für
dieses Enzym; denn die Bindung des Substrats
verursacht in diesem Modell das Umklappen.
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Wenn wir so im Alltag darüber sprechen, sagen wir oft
"Nun, dies bewirkt, dass das Enzym dies oder jenes tut",
und wenn wir das sagen,
ist das eigentlich zu lasch.
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In diesem Fall verursacht der Auslöser
physisch das Umklappen.
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Beim konzertierten Modell ist der Auslöser keine direkte,
sondern eine indirekte Folge der
Fixierung, die ich beschrieben habe.
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Der entscheidende Unterschied zwischen dem
konzertierten Modell und dem sequenziellen Modell
ist der Auslöser, den ich erwähnt habe.
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Der Auslöser des Umklappens passiert physisch.
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Die beiden Modelle, die ich gerade beschrieben habe,
das konzertierte Modell und das sequenzielle Modell,
sind genau das. Sie sind nur Modelle, um zu erklären,
wie der T-Zustand und der R-Zustand in Enzymen zustande kommen.
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Es ist sehr wahrscheinlich, dass kein Enzym
ausschließlich das eine oder das andere benutzt und
es gibt eine Menge Beweise dafür, dass
Enzyme eine Art Mischung aus diesen beiden Modellen verwenden.